Eine Klasse Wanderung über den Dragon’s Back auf HongKong Island. 10km auf schmalem Weg durch tropischen Dschungel, auf Bergrücken und hinunter zur Big Wave Bay. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit und bei 27 Grad eine durchaus anstrengende Unternehmung.
Am Freitagmittag bin ich von ShenZhen mit dem Shuttle Bus nach HongKong gefahren. 100 RMB kostet die Fahrt. Es geht über die Grenze und durch den Zoll, nach ca. 1 Stunde ist man in HK. Mit der Ferry hinüber auf die Insel und im Hotel eingecheckt.
Der Tag ist noch früh und ich will noch was von der Stadt sehen. Nach dem Winter in Shanghai ist mir nach Bewegung. Hinauf zum Peak will ich. Direkt vom Hotel weg geht’s los, hinauf in Richtung Berg. Nach 30 Minuten über steile Treppen und Wege ist man an der oberen Stadtgrenze. Vogelgezwitscher. Der Stadtlärm wird von den Bäumen verschluckt. Steil bergauf geht es. Die Bäume geben etwas Schatten. Weiter oben wird es ein paar Grad kühler, ein angenehmer Wind weht. Der Höhenweg schlängelt sich weit über den Hochhäusern am steilen Abhang entlang. Ein toller Blick über die gesamt Bucht von HK und die Wolkenkratzer der Stadt. Auf kleinstem Raum reiht sich ein Turm an den nächsten. Wie auf einem Nadelkissen stechen die Spitzen weit in den Himmel. Die schnellen Fähren nach Macau malen weiße Streifen in das Wasser der Bucht. Am Peak ist es dann vorbei mit Ruhe. Hier kommt die Peak Tram an und es ist großer Rummel. Ich warte noch etwas bis es dunkel wird, um das Lichtermeer HKs zu sehen. Leider zieht dichter Nebel durch. Gespenstisch. Wie in einem alten Krimi wird der Weg in diffuses Licht der Straßenlaternen getaucht.
Über die Old Peak Road wandere ich wieder hinab in die City, komme an der langen Rolltreppe raus. Leuchtreklamen, Musik, Autos, Leute. Ich hole mir eine Dose Bier im 7up, setze mich auf eine Treppenstufe und schaue dem Treiben zu. Morgen geht’s auf den Dragon’s Back.
Die Stadt gefällt mir. Bietet Lebensqualität, Freiheiten und Freiraum. Werte, die ich in Shanghai vermisse. Zu Fuß kann man direkt in’s Grüne wandern. Keine komplizierte Prozedere für einen Führerschein. Google und Facebook funktionieren. Die Leute sind nett, höflich und rücksichtsvoll. Ich habe nur ganz wenige spucken sehen. Hupen ist wirklich eine Ausnahme. Die Luft ist gut, wenn auch warm und schwül. Sportlich ist die Stadt. Buchten laden zum surfen und schwimmen ein, joggen geht direkt in der Stadt. An Sportplätzen gibt es kostenlose Duschen. Und gleich hinter der Stadt fängt das Grün an, dass man zu Fuß, dem Bus oder der Metro in ein paar Minuten erreichen kann.
Heute geht es auf den Dragon’s Back, den Drachenrücken. Die Wanderung Blicke auf den Shek O Gipfel, Tai Long Wan, Stanley, Tai Tam, Big Wave Bay und die South China Sea.
Erst mit der Metro zum Stadtrand, Shau Kei Wan Station, und dann mit Bus Nr 9 zum Startplatz an der Shek O Road bei Tei Wan Village. Die Idee haben an dem Ferienwochenende wohl viel. Die Schlange am Busbahnhof ist lange. Ich hatte lange geschlafen, auf dem Weg noch einen Kaffee getrunken. Jetzt um 09:30 bin ich wohl mit dem Mainstream am Start. Egal. Professional wird die Schlange in Busse verfrachtet. Den Bus 9 nehmen viele. Die Strecke führt über den Berg zu einigen Badebuchten auf der anderen Seite der Insel.
Nach kurzer Fahrt sind wir am Startpunkt. Es ist schon ganz schön warm. Gut dass ich genug Wasser dabei habe. Der Weg bietet meist keinen Schatten und geht teils sehr steil bergauf und wieder bergab. Es ist anstrengend. Deutlich zeigen sich Unterschiede der Chinesen und Westler. Die einen in Sonntags-Schühchen, mit Sonnenschirm, guter Laune und Picknickkorb. Die anderen in dicken Wanderschuhen, Funktionskleidung und stramm marschierend.
Aber wie auch immer man die Tour angeht, es werden einem wirklich tolle Ausblicke geboten. Buchten, Wälder, Berge und die weite See. Ein Genuss für das Auge. Auch wenn man Stunden mit dem Rad unterwegs ist, in Shanghai sieht man Wolkenkratzer und Beton.
Von Wan Cham Shan führt der Pfad angenehm schattig aber steil hinunter nach Tai Long Wa, der Big Wave Bay. Trubel in der kleinen Bucht. Surfboards sind zu leihen und ein paar Restaurants gibt es. Ich kühle meine Füße im Südchinesischen Meer und schaue den Surfern zu. Herrlich!
Ich gönne mir ein Eis und kaufe noch ein Wasser für den Weg. Nach der kurzen Rast geht es weiter, gefühlte 1000 Stufen hinauf. Es ist richtig heiß und die Sonne brennt. Kaum Schatten. Mir läuft der Schweiß in die Augen. Es brennt und alles klebt am Körper. Über den Gipfel und wieder hinunter nach Siu Sai Wan in die Stadt. Dort endet der Weg an einem Sportkomplex. Trinkwasser und kostenlose Duschen. Paradies!
Alles in allem eine erstklassige Wanderung. HongKong ist eine motivierende Stadt!