Spaziergang am Suhe Creek, abseits des Touristenstroms. Der kleine Fluss, auch Wusong River, schlängelt sich durch Shanghai bis zum Huangpu River, der dann in den Yangtze mündet. Mit der Metro bis zur Qufu Station. Am nördlichen Ufer dann in Richtung Osten. Art-Deco Häuser, Wolkenkratzer, Baustellen, Seitenstraßen und Brücken. Der Fluss schafft Freiraum für das Auge und ich habe tolle Blicke auf die Skyline.
Unter einer Brücke ein Obdachloser, zugedeckt mit einer gelben Plane, die Füße sind noch zu sehen. Polizisten sperren gerade aus der entgegengesetzten Richtung den Fußweg ab. Ich ducke mich unter der Absperrung durch und schaue mich noch mal um. Der arme Kerl ist wohl den winterlichen Temperaturen zum Opfer gefallen. Obdachlose habe ich auf dem Spaziergang etliche gesehen. Unter Brücken, in nicht genutzten Einfahrten, in Parks, hinter Toilettenhäuschen. Mitleid und Rücksicht kennen Chinesen nicht wirklich. Das fällt mir in er Metro oder im Supermarkt auf. Jeder für sich, ohne den Blick nach vorne zu richten. Respekt wird in der Gesellschaftshierarchie ausgeübt, dem höher gestellten entgegengebracht. Niedrig gestellte werden ignoriert. Oben und unten, das ist wichtig. Vorne, hinten, rechts und links interessiert nicht wirklich. So interessiert es auch kaum jemanden, wenn da eine Leiche rum liegt. Falsch, neugierig, fast schon kindlich neugierig, sind die Chinesen schon. Die Mobiltelefone werden gezückt, Fotos sofort über Netzwerke verteilt. . Die Neugierde regt leider keinen zum Nachdenken an. Schaulust.